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Farbreise II. Die Verlangsamung der Wahrnehmung durch die Umnutzung von medienspezifischen Erscheinungsformen

Peter Jenny / 1996

Die Medien spiegeln nicht die Wirklichkeit wider, ausser ihre eigene. Die Medien sind nicht nur Hilfsmittel, sondern Inhalt. Dies wirkt sich heute mehr denn je -bestimmend aus, ist aber so neu auch wieder nicht. -Dasselbe hätte auch vom Bild „Der Mann mit dem Goldhelm“ – meistens Rembrandt zugeschrieben – behauptet werden können. Neu ist, dass die Bilder die Inhalte, auf die sie zu verweisen scheinen, längst verdrängt haben oder diese gar nie existierten, Um auch in den elektronischen Bildern Inhalte, das Selberdenken, die Eilbewegung durch die eigenen Hirnwindungen hindurch zu ermöglichen, braucht es Werkzeuge, um die elektronischen Werkzeuge zu hinterfragen. Das Dar-stellen über den Gesichtssinn mit dem Mittel der Collage, des Fotogramms bzw. der Fotografie hilft uns, die Erzeugnisse der Bildindustrie persönlich neu einzufärben. Diese scheinbare Selbstverständlichkeit gewisser Bilder rechtfertigt somit die ungewöhnliche Hinterfragung. Rezeption ist ein Akt der Wahrnehmung, kann aber auch selbst zum Bildthema werden.

Wiederabdruck
Dieser Text ist erschienen in: Peter Jenny, Bildrezepte. Die Suche des ordnungsliebenden Auges nach dem zum Widerspruch neigenden Gedanken. Zürich 1996, S. 205.

[Dieser Text findet sich im Reader Nr. 2 auf S. 142.]

[Es sind keine weiteren Materialien zu diesem Beitrag hinterlegt.]

Peter Jenny

(*1942), Prof. em. ETH Zürich. Gestalter, Publizist. Seit 1969 in der Lehre tätig. 1975 Lehrbeauftragter an der ETH, Experimente in der bildnerischen Darstellung des Menschen. 1977–2007 Professor für gestalterische Grundlagen. Zahlreiche Publikationen, u. a. „Bildrezepte“ und „Bildkonzepte“. Ausstellungen zur pädagogischen Arbeitsweise in der Schweiz, in Deutschland, Italien und USA. Mehr: http://www.jenny.arch.ethz.ch

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Jenny, Peter  ·  Rijn, Rembrandt van