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Manifest

Neue Dringlichkeit / 2011

es liegt etwas in der luft. menschen gehen auf die strasse. stuttgart. kairo. madrid. zynismus und resignation bringen uns nicht weiter. wir müssen wieder an uns glauben. wir können etwas verändern. wir müssen es versuchen. Weil ich etwas verändern will und das mit anderen zusammen besser geht. Weil ich mich zu weit aus dem Fenster lehnen möchte. Weil das Gespenst des Heuchlers überall lauert. Die (nD) ist für mich der Versuch ein Forum zu schaffen, um sich innerhalb der stressigen und zeitraubenden Ausbildung und dem Leben einen Platz zu schaffen und immer wieder neu über die Frage nach zu denken ‚Was ist meine Dringlichkeit?’ und ‚Wie setze ich meine Dringlichkeit in Aktion um?’ Die gegenwärtige Situation ist oftmals nicht auszuhalten. Ihre Folgen werden nicht auszuhalten sein. Sozial. Ökologisch. Philosophisch. Der Drang zu einer gemeinsamen Veränderung! Nichts annehmen, weil es so ist, oder immer so war – Mut, uns den undurchsichtigen Ereignissen zu stellen, die uns als ausserhalb unserer Einflussnahme und als unveränderlich erscheinen. Was heutzutage Politik ist, verdient seinen Namen nicht. Anderes hat keinen Platz. Anstelle der Ohnmacht gegenüber der Welt eine neue Dringlichkeit zulassen. Lust, einen Nerv der Zeit zu treffen. Sich selber in einem globalen Netzwerk begreifen. Der inneren Notwendigkeit Ausdruck verleihen. Sinnlich sein. Die Menschen auffordern, über den eigenen Standpunkt zu reflektieren. Eine gesellschaftskritische politische Bewegung, die die Welt als veränderbar begreift und versucht dem herrschenden Zynismus, der jegliches Aktionspotenzial hemmt, etwas entgegenzusetzen. Jeder Einzelne trägt eine Verantwortung gegenüber der Gesellschaft. Gemeinsam versuchen wir uns vor der sogenannten Ohnmacht der Generation zu lösen und aktionsgerichtet Stellung zu aktuellen gesellschaftskritischen Themen zu beziehen. Ich möchte die Welt lieben in der ich lebe, dafür muss ich versuchen gegen die herrschende Ungerechtigkeit etwas zu unternehmen. Die (nD) ist die geeignete Plattform dafür. Ein WIR aus vielen ICHs. ich will mich nicht ausruhen auf meiner ohnmacht. ich will mich verhalten zur welt, mit meiner sprache theater über das theater hinaus. weil die welt ist auch meine welt. ich muss das. ich will das. mut haben zur utopie. wild hinterfragen und dann weiter. labor. aktion. weiter. Für mich als Theaterschaffende ist es notwendig sich seiner Verantwortung gegenüber der Gesellschaft bewusst zu sein. Es ist an der Zeit, sich von der Selbstreferenz zu lösen und gemeinsam an einem Strick zu ziehen. Ich will wieder JA sagen zur Welt!

Wiederabdruck
Das Manifest erschien zuerst auf der Webseite: http://nd-blog.org/pages/was-wird-das [30.01.2013].

[Dieser Text findet sich im Reader Nr. 1 auf S. 411.]

[Es sind keine weiteren Materialien zu diesem Beitrag hinterlegt.]

Neue Dringlichkeit

ist eine lose Gruppe von Kreativen und Theaterschaffenden, die sich im Dezember 2011 in Zürich gefunden hat. Auslöser war die vom Schweizer Stimmvolk angenommene Ausschaffungsinitiative und die ihr vorhergegangene Plakatinitiative von der SVP. Als Gegeninitiative entstand ein „Spontanfestival gegen die Fremdenfeindlichkeit der Schweiz“. Seit Dezember 2011 finden regelmäßig Treffen und Aktionen statt, die sich mit gesellschaftlichen Themen z. B. im Stadtraum Zürich befassen. Web: http://www.nD-blog.org

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